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Reittherapie - mehr als nur Bewegung

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde1 – dieses Glück können rheumakranke Kinder im Rahmen einer Reittherapie erfahren.

Unter dem Oberbegriff „therapeutische Reiten“, werden die Untergruppen Hippotherapie, heilpädagogische Förderung mit dem Pferd, ergotherapeutische Behandlung mit dem Pferd und Reitsport für Behinderte zusammengefasst.

Für Kinder mit Rheuma ist vor allem die Hippotherapie geeignet, da sie sich als eine Ergänzung der Physiotherapie versteht, die in das Gesamtbehandlungskonzept eingebunden wird.

Bewegungsförderung auf dem Pferd

Reiten und dabei speziell das Bewegungsmuster des Pferdes im Schritttempo, stärkt das Gleichgewicht, die Balance und Motorik, darüber hinaus vermindert es Haltungsschäden. Trotz der scheinbar statischen Sitzposition, ist der gesamte Körper in Bewegung. Während die Beine entlastet werden, wird die gesamte Beckenregion und Lendenwirbelsäule durch die aufrechte Haltung des Reiters positiv beeinflusst. Zusätzlich wird eine Vielzahl an Muskelpartien angesprochen und gekräftigt, Bänder und Sehnen hingegen schonend gedehnt. Das Körpergewicht des Reiters wird nicht nur vom Pferd getragen, sondern ist auch eine Möglichkeit für ihn, durch Verlagerung mit dem Pferd zu kommunizieren und Kontrolle auszuüben. Im Rahmen der Reittherapie findet jedes Kind seinen eigenen Rhythmus und baut mit der Zeit auch immer mehr Selbstvertrauen in das eigene Können auf.

Was macht das Besondere des Pferdes als Therapeuten aus?

Das klassische Therapiepferd an sich gibt es nicht. Vielmehr sind der Charakter und zu einem Teil auch die Größe ausschlaggebend für die Eignung. Es verlangt vom Reittherapeuten viel Erfahrung, sowohl in der gewissenhaften Ausbildung des Pferdes, wie auch in der Einschätzung und, im Laufe der Therapie auch Neubewertung dessen, was dem Patienten zugemutet werden kann. So kann die Überwindung, ein so großes und unbekanntes Tier anzufassen, bereits ein großes Erfolgerlebnis sein.

Die Interaktion mit einem lebenden Wesen macht die Therapie aber nicht nur physisch, sondern auch psychisch effektiv. Denn wie auch im Alltag, sind die rheumakranken Kinder auf viel Unterstützung angewiesen. Doch fällt ihnen die Annahme von Hilfe im Umgang mit dem Pferd leichter, zumal es im Reitstall selbstverständlich ist, dass man sich gegenseitig hilft. Sie können zudem die Erfahrung machen, dass sie in der Lage sind, auch anderen zu helfen. Und sei es mit Kleinigkeiten wie das Putzzeug aus der Sattelkammer zu holen. Sie erleben in einem völlig ungezwungem Umfeld, dass es kein Zeichen von Schwäche ist Hilfe anzunehmen, sondern erleben, dass auch Kinder ohne Rheuma Unterstützung brauchen, z.B. weil sie noch nicht groß genug sind, um ohne Hilfsmittel auf das Pferd aufzusteigen. Auf der anderen Seite werden Kinder, die noch etwas zögerlich sind, von der Gruppendynamik motiviert, ihre Grenzen auszutesten und Neues zu wagen.

Ein Pferd ist von Natur aus ein Fluchttier. Es ist daher sehr empfänglich für Stimmungen, da es sich in der freien Wildbahn keine Unaufmerksamkeiten leisten könnte. Es ist in der Lage, die Gemütslage des Reiters zu spüren und dementsprechend zu reagieren.

Es ist aber trotzdem nicht leicht, dem Pferd seinen Willen mitzuteilen, denn es setzt eine gewisse Durchsetzungsfreudigkeit und auch Beharrlichkeit voraus, was am Anfang eine große Herausforderung darstellt, die die meisten Kinder aber innerhalb kurzer Zeit bewältigen. Umso größer ist das Erfolgserlebnis wenn sie dann in Lage sind, die gewünschte Reaktion des Tieres mit eigenem Körpereinsatz zu erreichen.

Auch die Pferdepflege ist ein effektiver und wichtiger Bestandteil der Therapie. Beim Striegeln wird mit den Händen Druck ausgeübt, beim Flechten der Mähnen die Fingerbeweglichkeit gefördert. Da der Pferdekörper immer eine gewisse Wärme ausstrahlt, erleichtert es diese Tätigkeiten und hilft dabei, Vertrauen aufzubauen.

Dadurch, dass die Konzentration auf das Pferd gerichtet ist und nicht so sehr auf den Therapeuten, tritt der doch oft anstrengende Therapiealltag in den Hintergrund und das Reiten nimmt so etwas wie Freizeitcharakter an. Dies wirkt sich besonders auf therapiemüde Patienten sehr motivierend aus. Viele Kinder berichten, dass sie während des Reitens keine Schmerzen spüren bzw. diese nicht mehr als so schlimm empfinden. Und auch Stunden später ist das allgemeine Wohlbefinden noch deutlich besser als vor der Therapiestunde.

Die Deutsche Kinderrheuma-Stiftung unterstützt verschiedene Reittherapie-Projekte, in Baden-Baden, Berlin und in Zusammenarbeit mit der Rheuma-Liga auch in Nordrhein-Westfalen.

1 Das Sprichwort geht auf den Schriftsteller Friedrich von Bodenstedt zurück.

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